Quelle: Allgemeine Zeitung am 06.08.2014

Die 70 Jahre alte Landmaschine wird von einem 1952 gebauten Normag-Traktor gezogen.
Foto:hbz/Sämmer

Von Beate Nietzel

MÄHBINDER Auf Dalheimer Feld wird auf historische Art Korn für kommendes Dreschfest gesammelt

 

DALHEIM - Die fast mannshohe hölzerne Spindel dreht sich, schiebt die von den horizontal arbeitenden Messern gemähten Ähren gerade nebeneinander auf das untere der zwei Fördertücher. Die Halme mit den vor Körnern schweren Köpfen schieben sich, angetrieben durch geölte Antriebsräder, durch weitere sich drehende Stoffbahnen, werden geglättet, um dann – mit das wichtigste an diesem Vorgang – mit einer blauen Kordel zusammengebunden zu werden.

Alle zwei Meter wirft der Mähbinder eine fertig gebundene Garbe auf das Feld gegenüber dem Dalheimer Maislabyrinth. Auf der 70 Jahre alten Landmaschine sitzt Dieter Berges, gezogen wird sie von einem Normag-Traktor aus dem Jahr 1952. Den steuert Edmund Landua immer am Außenrand des Weizenfeldes entlang. Unwillkommene Wolken entlassen die ersten Regentropfen über Dalheim – Anlass für viele Helfer, zu den Heugabeln zu greifen und die fertigen Garben schnell auf einen ebenso historischen Erntewagen zu werfen. Denn das Korn soll trocken sein, damit es beim Dreschfest am kommenden Wochenende (siehe Kasten) zum Einsatz kommen kann.

  • DRESCHFEST

Am kommenden Wochenende, 8. bis 10. August, am Maislabyrinth in Dalheim:

Freitag um 20 Uhr Oldie-Party; Samstagabend Live-Musik mit der Country-Band „Westwood“

Samstag ab 14 Uhr und Sonntag ab 11 Uhr (10 Uhr Feldgottesdienst) unter anderem Vorführungen von Dreschen und historischer Feldbearbeitung, Rundfahrten, Bauernmarkt.

Eintritt 2 Euro, Kinder bis zwölf Jahren frei

www.traktorfreunde- rhein-selz.de

Etliche kleine und große Neugierige haben sich auf dem Berges’schen Feld eingefunden, wo insgesamt ein halber Morgen Weizen seine Reife erlangt hat, um beim „Mähbindern“, veranstaltet von den Traktorfreunden Rhein-Selz, einen Ausflug in die Geschichte der Landwirtschaft zu unternehmen. „Früher wurde das Korn mit Sichel oder Sense geschnitten, die Garben mussten per Hand gebündelt und gebunden werden“, erläutert Erwin Friedrich, Vorsitzender der Traktorfreunde – Letzteres vor allem eine Aufgabe für die Frauen.

Die Entwicklung des Mähbinders in den USA in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aber bedeutete einen Riesenschritt für die Landwirtschaft. Die Mechanisierung der Getreideernte in den USA zur Jahrhundertwende befand sich auf einem Niveau, das die Mitteleuropäer erst kurz vor dem Zweiten Weltkrieg erreichten.

„Um 1925 herum bis Anfang der 60-er Jahre“, bestätigen erfahrene Landwirte, die sich das Spektakel nicht entgehen lassen wollen, sei der Mähbinder hier in der Region zum Einsatz gekommen, bevor die großen Mähdrescher Einzug gehalten hätten. Und beim Dreschfest am kommenden Wochenende können Besucher noch mehr schnuppern, wie es früher war …